Frevel an einem Juwel
Im „Spandauer Volksblatt“ und in der „Berliner Woche“ geht Thomas Frey aus aktuellem Anlaß auf die Geschichte des Hauses Baensch und der Person Dr. Felix Baensch ein. Erfrischend neue und interessante Fragestellungen — leider auch mit einigen Fehlern.
Es stimmt zweifelsohne, daß Scharouns „Idee eines organischen Bauens“ bei den Nazis mehr als „verpönte Stilrichtung“ war — doch Ämter konnte Scharoun nicht verlieren. Einfach weil er keine hatte.
Es stimmt sicherlich auch, daß Hans Scharoun nach 1933 keine „amtlichen Aufträge“ — (teil-)öffentliche aber sehr wohl. Da wären z.B.:
- WV 122, 2. Bauabschnitt der Wohnanlage Zweibrücker Str. / Am Heimhort. Bauherrin Gemeinnützige Wohnstättengesellschaft mbH (GWG / GeWoGe). 1931-1940
- WV 136, „Wohnbebauung im Hottengrund„, Bauherrin GeWoGe, 1935
- WV 138, Wohnbauten Kaiserstr. / Bürgermeister-Smidt-Str., 1935
- WV N1-31, Siedlung Priort-Döberitz, Bauherrin GeWoGe, 1935-1936
- WV 139, Wohnanlage “Im Eichengrund”, Bauherrin GeWoGe, 1936-1938
- WV 141/144, Reihenhäuser Elbestr. / Bleßmannstr., 1936-1938
- WV 147, Wohnbebauung Humboldtstr. Bauherrin GeWoGe, 1938-1942
- WV 155, Wohnbauten Kaiserstr., Bauherrin Bremerhavener Wohnungsbaugesellschaft, 1938-1940
- WV N1-37, Reihenhaus-Typenentwürfe, Bauherrin „Neue Heimat“ (DAF), um 1940
- WV N1-38, Einzel-, Doppel-, Ketten-, und Reihenhaustypen, Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-39, Wohnhausgruppe Siedlung „Am Ritterberg„, Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-40, Wohnhausgruppe Neusalzaer Str., Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-41, Wohnhäuser Lessingstr., Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-42, Wohnhausgruppe Ottendorf-Okrilla, Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-43, Wohngebiete in Reichenbach, Bauherrin NH, 1940-1941
- WV N1-44, Wohngebiete in Liebertwolkwitz, Bauherrin NH, 1940-1941
- WV N1-45, Wohnhausgruppe Neugersdorf, Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-46, Siedlung Hermsdorf, Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-47, Siedlung Oberoderwitz, Bauherrin NH, um 1940
- WV N1-50, Wohngebiet Mockau, Bauherrin NH, 1941
- WV N1-51, Wohngebiet Radeberg, Bauherrin NH, 1941
- WV N1-52, Wohnhausgruppe Tharandt, Bauherrin NH, 1941
- WV N3-10, 500-Mann-Bunker, Auftrag des General(bau?)inspektors, 1942
- WV 158, Forschung zu Gemeinschafteinrichtungen in Wohnanlagen, für die Deutsche Akademie für Wohnungswesen, 1942-1943
- WV N1-55 Behelfsheim-Planungen in Wittenau und Charlottenburg-Nord, um 1944
„Einige private Bauvorhaben“ füllen auch ganze Listen:
- WV 117, Haus Wenzeck, 1933
- WV N3-6, Haus Heins, 1933-1934
- WV 125, Haus Strauß, 1936-1937
- WV133, Haus Gocht, 1934
- WV N1-28, Haus Benkhof, 1934
- WV N1-29, Haus Dietrich, 1934
- WV 134, Haus Baensch, 1934-1935
- WV 135, Haus Hoffmeyer, 1935
- WV 137, Haus Pflaum / Bader-Bornschein, 1935
- WV 140, Haus Moll, 1936-1938
- WV 142/161, Haus Möller, 1937-1943
- WV 143, Haus Biskupski, 1941-1942
- WV 145, Haus Krüger, 1938
- WV 146, Haus Bonk, 1938-1939
- WV 148, Haus Just, 1938
- WV 149, Haus Noack, 1934
- WV 151, Haus Weidhaas, 1938-1944
- WV 152, Badehaus Silbermann, 1937
- WV 153, Haus Scharf, 1936-1938
- WV N1-35, Haus Möhring, vor 1939
- WV 154, Haus Mohrmann, 1938-1939
- WV 156, Haus Endell, 1939-1940
- WV 157, Atelier Müller-Oerlinghausen, 1942
- WV 159, Haus Weigand, 1938-1942
- WV 160, Haus Müller-Oerlinghausen, 1943
- WV N1-54 Haus Rittmeister, 1944
Nicht alle haben es zur Verwirklichung gebracht, doch gegeben hat es sie: 24 Einträge in der ersten Liste und 26 in der zweiten. Summarisch 50 öffentliche und private Bauvorhaben, von denen einige mehrere Häuser umfaßten, Siedlungen und ganze Stadtteile — in 12 dunklen Jahren. Andere Aufträge, Gespräche und freies Zeichnen nicht mitberechnet.
Auch unserem Herrn Suchin ist beim Gespräch ein Fehler unterlaufen: der Verfasser des ursprünglichen Entwurfes für Felix Baensch ist doch überliefert: Hermann Henselmann soll es gewesen sein, der zur selben Zeit nebenan am Höhenweg 10 ein weiteres Bungalow errichtete. Wie die beiden einander bei den Baustellenbesuchen wohl begegnet sind?..
Ein weiteres Korrektiv ist sicherheitshalber geboten: gegen Museen haben wir nichts einzuwenden. Einige kulturgeschichtlich bedeutsame Bauten haben darin ihre zweite Verwirklichung, ja ihre Rettung und Wiederauferstehung gefunden. Wir hoffen, am Haus Baensch nicht zu solchen Radikalschritten greifen zu müssen.
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