Kunstvereins- und Gästehaus, Berlin

Weiterbearbeitung des Wettbewerbsentwurfes 228 (Staatsbibliothek).

Bauplatz Mathäikirchplatz, Potsdamer Str., Berlin-Tiergarten.

Schlüsselwerk für das Kulturforum, nicht verwirklicht.

Siehe auch die Endversion der Staatsbibliothek (Werkverzeichnis 236), das Konzerthaus des Berliner Philharmonischen Orchesters (Werkverzeichnis 222), ihr Kammermusiksaal (Werkverzeichnis 246) und Musikinstrumentenmuseum (Werkverzeichnis 247).

Ein Kommentar zum Beitrag “Kunstvereins- und Gästehaus, Berlin”

  1. Dimitri Suchin 19.06.2000 07:22

    Vom unfertigen Projekt, des Architekten Klagelied

    Der Weltkrieg hat Berlin nicht nur Elend und Verwüstung gebracht, er räumte auch das Feld frei für städtebauliche Neuerungen. Man sah sie bereits kommen: breite Wege und grüne Wohngehöfte statt enger Korridorstraßen, sinnvolle Zonierung statt erstickender Enge…
    Die Grundeigentümer wußten das meiste zu verhindern. Zu den verbliebenen Vorschlägen gehörte ein “Kulturband”.

    Berlins Mitte fing früh an, sich aufzuspalten. Zum Anfang des XX. Jahrhunderts wanderte die intellektuelle Elite nach “Neuen Westen” rund um die Gedächtniskirche ab, in der “City” waren nur noch Büros verblieben. Die Museumsinsel stand wie von ihnen umzingelt.
    Das Kulturband sollte die Museen auf der Spreeinsel mit denen um das Schloß Charlottenburg verbinden, mit Halt auf dem Gendarmenmarkt und — dem Kulturforum.

    Ausgangslage Kulturforum: nach Norden der Tiergarten, gen Süden Landwehrkanal. Vom Osten die Westtangente (Umfahrung Innenstadt, hier von Hoch- in die Tieflage wechselnd), vom Westen die Überreste des “Alten Westens” (Villen).
    Der Anfang des Forums war mit der Verlegung der Philharmonie gemacht worden. Danach folgte die “Galerie des XX. Jahrhunderts” am Ufer des Landwehrkanals, ein Bau von Mies van der Rohe. Zwischen ihnen die Matthäikirche; der Kirchplatz sollte dynamisiert und mit den Neubauten verknüpft werden.
    Die Staatsbibliothek formte die Ostseite des Forums. Die Hochstraße verschwand dahinter, während die Galerie im Lesesaal ihre Entsprechung fand. Ihr gegenüber war ein “Senatsgästehaus” geplant, den Matthäikirchplatz und die platzartige Straßenerweiterung an der Bibliothek mit seinen Terrassen begrenzend. Ein kleines Glied, unverhofft zum Schlußstein geworden. Nämlich dann, als man ihn nicht baute.

    Anstelle wohlproportionierter Platzketten entstand eine Leere. Museenfassaden hatten plötzlich als Westwand eines vervierfachten Freiraumes zu dienen, eine Aufgabe, die sie nicht meistern konnten. Eine Wanderung durch die Kulturlandschaft wich dem hastigen Durchschleichen.
    Die Ödnis wurde der “Spontanvegetation” überlassen; auch die Erinnerung an das unlängst preisgekrönte Konzept schwand. Schließlich glaubte man, der Mißstand war geplant gewesen, der Ruf nach neuen Lösungen ertönte. Hans Hollein versuchte es, indem er die Bibliothek mit einer Bogenhalle abriegelte und der Kirche einen “City-Kloster” zur Seite stellte.
    Mönche fanden sich keine, aber umsomehr Leute, die das Projekt verhindern wollten. Hollein ist es also zu danken, daß die Scharoun-Gesellschaft gegründet wurde.

    Die Gesellschaft setzt sich auch Heute dafür ein, daß Scharouns Ensemble fertiggestellt wird.

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