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Ganze zwei Ausstellungen widmen sich in diesem Herbst den Künstlerpersönlichkeiten Lucia Moholy und Laszlo Moholy-Nagy. Den Anfang macht das Bröhan-Museum mit „Das Bild der Moderne„, ein Monat später folgt das „Magyar Modern“ in der Berlinischen Galerie. Es gibt Führungen und weitere Begleitveranstaltungen.

Was es leider nicht gibt, ist der Bezug zum Leben und Wirken der beiden Künstler in der Stadt. Genauer, zum Nichtandenken an sie auf den Straßen Berlins. Denn weder in der Fredericiastr. 27, noch in der Spichernstraße 20 finden sich Gedenktafeln oder andere Verweise.

Fredericiastr. 27, Haus erhalten, nicht jedoch das Atelier.
Spichernstr. 20, Haus und Wohung zerstört. Sie wären etwa auf Höhe des Quergebäudes zu verorten.

Nicht daß wir nicht versucht hätten – aber ganze 50 € Spenden bezahlen keine einzige Tafel.

Hans Scharouns für das DSM

Zum Tag des offenen Denkmals 2020 stellt das Bremerhavener Deutsche Schiffahrtsmuseum eine Internet-Ausstellung zusammen und leuchtet die Geschichte seines Scharoun-Baus in Bild, Zeitstrahl und Podcast aus: Nutzererfahrungen seitens Museumsforscher und -Besucher, Sanierungsbelange der Denkmalpflege und Planer, sowie ideelle Hintergrunde kommen zusammen:

„Historische Ansichten und ausgewählte Fotobeiträge ergänzen die Übersicht zur Architektur des Gebäudes. Sie bieten Einblicke in die Geschichte des Scharoun-Baus, seine Entstehung und Nutzung. Luftaufnahmen, Innenansichten und Details ermöglichen den virtuellen Zugang zu einem Denkmal, das derzeit nicht besichtigt werden kann. Das historische Potenzial des Gebäudes wird sichtbar und schenkt Vorfreude auf eine Wiedereröffnung des Scharoun-Baus.“

Es sprechen: Olaf Mahnken, Landesamt für Denkmalpflege; Bernd Wiedenroth, Architekt; Dimitri Suchin, Scharoun-Gesellschaft; Ruth Schilling, Ausstellungs- und Forschungkoordinatorin; Sunhild Kleingärtner, Geschäftsführende Direktorin.

Wir danken Karolin Leitermann für die Möglichkeit, an diesem Projekt mitzuarbeiten.

Museum des 20. Jahrhunderts gestoppt?

BauNetz berichtet vom jähen Ende des Museums des 20. Jahrhunderts auf dem Kulturforum. Als Grund werden die wirtschaftlichen Unwägbarkeiten in Folge der Corona-Krise genannt. „Hinter vorgehaltener Hand ließen nicht nur Akteure der Kulturszene, sondern auch einschlägige Politikerinnen durchblicken, dass Argumentation und Zeitpunkt der Entscheidung vorgeschoben seien, um das Projekt ohne Gesichtsverlust stoppen zu können.“

Eine nachvollziehbare Meldung. Wenn nur die Erläuterung nicht da wäre.

Denn: die Baugrube soll ein Ententeich werden, ein „intellektuell niedrigschwellige“ Versöhnungsgeste in der Obhut der zu gründenden Stiftung unter der Führung des gewesenen Bauakademie-Hauptmanns Florian Pronold.

Lieber Gregor Harbusch! Danke für ein Paar schöne Minuten. Doch weniger (Text) wäre in diesem Fall wirklich mehr. Weil überzeugender.

Augen die nicht sehen

Am 18. November präsentierte die Stiftung Preußischer Kulturbesitz im Foyer des Kammermusiksaals den neusten Stand ihrer Herzog-de Meuron´schen Planungen zum Museum des 20. Jahrhunderts, direkt vor der Büste des Philharmonie-Projektarchitekten und unseres Gründers Edgar Wisniewski, der zeitlebens für den Haus der Mitte gekämpft.

Eine selbstgefällige Veranstaltung: man überzeuge sich selbst!

"Architektur für die Kunst!" – Live

Für alle, die heute Abend nicht zur Podiumsveranstaltung kommen können, wird die Veranstaltung ab 19:00 Uhr hier live übertragen. 🎥 Einfach einschalten 🎥Mit Jacques Herzog, Udo Kittelmann, Wulf Herzogenrath, Swantje Karich, Hannes Langbein. Moderation: Reinhard Hübsch.

Gepostet von Stiftung Preußischer Kulturbesitz am Montag, 18. November 2019

Gegenmeinungen hielt man fern und spottete über Abwesende nicht gerade niveauvoll („Herr B. aus M., im Wettbewerb unterlegen, verfolgt mit seiner Kritik nur eigenwirtschaftliche Interessen“). Zuhören: Fehlanzeige. Dafür aber eine engagierte Diskussion über die Namensgebung des neuen Kindes, Plädoyers für eine neue Sammlungsbehausung, Freigiebigkeit bei nichteigenen Finanzen, fast schon beschwörende Wiederholungen „den Bau werden sie lieben!“
Oder lieben müssen.

Dem Freiraum wurde in der Anmoderation gleich eine Abfuhre erteilt: „sehen wir draußen schon“. Daß draußen vor der Türe eine Ansammlung von Resten ist, eine Leere und kein qualifizierter Freiraum – wen kümmert´s?
Stattdessen die Dichte, das Einbauen der Matthäikirche, ihrer ursprünglichen Situation entsprechend. Die Aushöhlung aus dem Baukörper, ein Baumdenkmal unterbringend, taktvolles Eingehen auf die lokale Situation überhaupt: waren sie nicht eigentlich schon in der Auslobung so ausformuliert?
Keine „Agora“, denn das passe hier nicht, sondern ein freundliches Erdgeschoß mit Gemeinschaftseinrichtungen der Anrainer, mit ihren „Vertreter“-Räumen oder Vitrinen, die Besucher zur Vertiefung in die jeweilige Sammlungen einladen, mit Räumen für schulische Veranstaltungen usw. Waren nicht gerade solche Räume, Nutzungen und Arten auch schon im Künstlergästehaus vorgesehen, auch und gerade „Agora“ überschrieben?

Eigentlich eine Vorlage um die neue Kunsthalle, den „Schuppen“, zum Fortführer der Forumsidee zu deklarieren, seines andersartigen Äußeres zum Trotz. Doch von Jacques Herzog darauf ein schnippisches: „ich teile ihre Meinung nicht“.

Ohren die nicht hören.
Vor einer Büste Wisniewskis, der sich dem Hörgenuß hingibt.
Verschlossene Augen, bei ihm und bei den Leuten vor ihm – doch wie anders die Art!

Grundsteinlegung stoppen – Masterplan für gesamtes Kulturforum neu denken

Die Abgeordneten Aggelidis, Alt, Bauer, Beeck, Dr. Brandenburg, Brandenburg, Dr. Buschmann, Dassler, Ebbing, Dr. Faber, Hacker, Heidt, Helling-Plahr, Herbst, Houben, Ihnen, in der Beek, Jensen, Dr. Klinge, Kober, Konrad, Kuhle, Graf Lambsdorff, Dr. Neumann, Seestern-Pauly, Sitta, Suding, Theurer, Thomae, Westig und der Fraktion der FDP beantragen im Bundestag, die kommende Grundsteinlegung des Museums des 20. Jahrhunderts nach dem Entwurf von Herzog & de Meuron unverzüglich zu stoppen.

„…Auch wenn es sich um einen spannenden und intelligenten Entwurf handelt, nehmen die Kosten abenteuerliche Ausmaße an, die durch nichts zu rechtfertigen sind.“
Auch in überarbeiteter Form löst der Entwurf „vielleicht die Probleme der Neuen Nationalgalerie, nicht aber die Grundprobleme des Kulturforums.“ Als solche sehen die Antragsteller zuvorderst einen fehlenden „zentralen Eingang für das gesamte Kulturforum“, was auf den ersten Blick sonderbar klingen mag, im Grunde aber nichts anderes ist als die Konzeption eines Besucherzentrums, den Scharoun für die „Agora“ seines „Hauses der Mitte“ vorsah: vorgelagerte Kassen aller Forum-Anreiner, ihre gemeinsame Information, „Schule-ins-Museum“-Räume usw.

Sie fahren fort: es gebe durchs Museum des 20. Jahrhunderts keine „dringend benötigte Verbesserung der verkehrstechnischen Anbindung an den Potsdamer Platz. Auch die Piazetta im Zent-rum des Kulturforums hat sich nicht bewährt und muss überdacht werden. Die Zerstückelung des Kulturforums bleibt weiterhin bestehen.“ Wenn auch sachlich richtig, sind dies Probleme, die nicht Gegenstand des Entwurfes waren. Weiteres ist schwerwiegender: der Entwurf werde „die desaströse Depotsituation der zahlreichen Einrichtungen nicht im Ansatz lösen. Ganz im Gegenteil, die enorme Steigerung der Kosten für den Neubau wird dazu führen, dass dieses Geld an anderen, viel dringender benötigten Stellen des Kulturforums unweigerlich fehlen wird.“

Der Bundestag möge beschließen, der Baubeginn des Museums sollte vertagt werden, „bis ein schlüssiges Gesamtkonzept für die Zukunft des Kulturforums vorliegt“. Ein Masterplan soll erstellt werden für das gesamte Ensemble des Kulturforums „um neben dem tatsächlichen Bedarf an Ausstellungsflächen, Depots, Forschungsräumen, Werkstätten, Gebäudetechnik sowie Besucherzentren auch die städtebaulichen Besonderheiten und Notwendigkeiten dieses Bauensembles intensiver zu eruieren“, inklusive eines zentralen „Eingangs“ und einer Verlegung oder anderweitigen Veränderung der Potsdamer Straße.

Herzog und de Meuron können sich gerne daran beteiligen.