Gedenkrelief Charlottenburg-Nord sucht Unterstützer

Thomas Mennich wendet sich mit nachfolgendem Appell an die „Koordinierungsstelle Historische Stadtmarkierungen“; wir glauben, auch andere Ohren ansprechen zu müssen:

…Am Heilmannring/Letterhausweg steht das mittlerweile historisch hinterlassene Gedenkrelief mit der Erinnerung an die planerische, architektonische Bedeutung des örtlichen Städte- bzw. Siedlungsbaus. Die nahegelegenen Gedenktafeln an den Wohnorten von Hans Scharoun sowie die Welterbe-Siedlung Siemensstadt stehen in diesem Zusammenhang. Besucher aus aller Welt sind hier auf Besichtigungstouren.

Das Relief bedarf einer Grundreinigung, der Sockel bedarf einer Sanierung. Der Standort bedarf einer Aufpolierung und Verschönerung. Parkende Fahrzeuge und örtliche Trinkgelage zerstören das kleine Kulturgut. Ohne Erhaltungsmaßnahmen ist der Zerfall nicht aufzuhalten.

Würde jetzt nicht eingegriffen, investiert, stirbt eine Erinnerung an den Wiederaufbau bedeutender Städteplaner.

Interessierte melden sich bitte in der Kommentarsektion, die Meldungen werden Herrn Mennich zugeleitet.

Akademie der Künste in Sorge um Hans-Scharoun-Bau; Deutschlandfunk befragt Professor Dr. Sauerbruch; Tagesspiegel findet eine offene Baustelle vor.

„…Teile des Hauses und große Abschnitte des Gartens zerstört…
„…Von einem Versuch der behutsamen Anpassung der historischen Substanz an zeitgenössische Bedürfnisse … kann nicht mehr gesprochen werden…
„…allumfassende(…) Wiederherstellung und unbedingte(…) Erhaltung des Baudenkmals…

Am 20.11.2020 beobachtet die Berliner Akademie der Künste mit diesen Worten die Vorgänge am Hause Baensch in Berlin-Spandau, von denen wir bereits im Juli berichteten. In der Kommentarsektion unseres Beitrages finden Sie auch weiterhin aktuelle Neuigkeiten zum Haus.

Die Berliner Presse war uns trotz wochenlanger Mühen für eine Veröffentlichung nicht zu gewinnen, mit einer ehrenrettenden Ausnahme. Kein Vergleich zur Akademie: nur ein Tag nach Erscheinen der Pressemitteilung interviewte Katja Lückert den Leiter der Sektion Baukunst, Professor Dr. Matthias Sauerbruch, einen weiteren Tag später wurde bereits ausgestrahlt.

Seine Worte teilen wir vorbehaltlos: einzig in neuen Händen und unter engster wissenschaftlicher Begleitung hat hat Haus Baensch eine Zukunft.
Gerne auch mit unserer Unterstützung.
Interessenten willkommen!


Ergänzung 27.11.2020: Der Tagesspiegel entsandte am 25. November einen Reporter, der eine unverschlossene Baustelle und einen wortkargen Betonbauer vorfand. Sein Beitrag erschien am Folgetage und sammelte bis dato 10 Kommentare (in Auszügen):

Spandauer2605, 27.11.2020 16:28 Uhr
Was sollen immer diese Verniedlichungen? Was dort passiert ist kein Malheur, eher eine Sauerei ersten Grades…

Wilfried Wang, 27.11.2020 16:56 Uhr
Das Vorhaben samt Unterkellerung und Anbau ist ein Skandal ersten Ranges. Wie eine Eigentümerin davon ausgehen konnte, bzw. kann, mit einer derartig drastischen Veränderungen eines Denkmals durchzukommen, ist mir schleierhaft. Hier muss alles zurück in den ursprünglichen Zustand, ohne Unterkellerung und ohne Anbau. Das Ganze Vorhaben wird der Eigentümerin viel Geld kosten…

sam07, 27.11.2020 17:07 Uhr
…einen von Karl Förster angelegten Garten zu zerstören zeugt von der Einfalt der Besitzerin… Müssen erst wieder Bücher verbrannt werden?

BRCI, 27.11.2020 17:19 Uhr
Wenn Geld und Unverfrorenheit das Klima in der Gesellschaft dominieren, dann hat man diese Ergebnisse… Der zuständige Stadtrat Bewig (CDU) sollte zu derartigen Vorgängen mal Stellung nehmen.

moracus, 27.11.2020 17:28 Uhr
Auch wenn ich den gesamten Vorgang ebenfalls sehr skandalös finde, so sind drastische Veränderungen an Baudenkmälern in Berlin nichts Ungewöhnliches… Ich vermute, ein Rückbau ist in derartigen Fällen kaum zu erwarten – Denkmalschutz gibt es heute wohl nur noch in äußerst homöopathischen Dosen.

carnet, 27.11.2020 17:28 Uhr
…wer hält die Hand über diesen Bauherren?

heiko61, 27.11.2020 17:58 Uhr
Wie tief will Berlins Verwaltung eigentlich noch sinken? Diese Riesensauerei verlangt nach sofortigen personellen Konsequenzen und natürlich nach der vollständigen Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes auf Kosten der oder des Verantwortlichen für diesen ungeheuerlichen Frevel!

mackie, 27.11.2020 18:49 Uhr
Ist ein denkmalgeschützter Bau ein Museum? Jegliche Änderung daran sind ein Tabu? Wenn die Gesellschaft das will sollte sie auch bezahlen. Ansonsten hat der Eigentümer doch auch sein Eigentümerrecht in gewissem Rahmen die Dinge nach seinem Gusto zu gestalten. Es ist doch immer wieder augenfällig wie naseweishaft sich Leute über Dinge äußern ohne konkretes Hintergrundwissen zu haben. Ich entnehme dem Artikel hauptsächlich Vermutungen.

Hier hätten wir viel entgegenzustellen — sehr wohl ging es den Behörden darum, im denkmalgeschützten Haus ein modernes Wohnen zu ermöglichen, darum ein Entgegenkommen bei der Baumasse und den Baugrenzen; den „gewissen Rahmen“ haben die Eigner mehrfach und erheblich verletzt — darum die Stillegungen und letztlich eine Versiegelung der Baustelle. Doch man kam uns zuvor:

Auch-das-noch, 27.11.2020 19:05 Uhr
„Es ist doch immer wieder augenfällig wie naseweishaft sich Leute über Dinge äußern ohne konkretes Hintergrundwissen zu haben.“
Jo! Und Sie sind vorne mit dabei!
„Ist ein denkmalgeschützter Bau ein Museum? Jegliche Änderung daran sind ein Tabu?“
Wer ein denkmalgeschütztes Gebäude kauft, weiß um die Auflagen. Und es gibt diese Auflagen aus gutem Grund. Die Gesellschaft hat die jetzigen Eigentümer sicher nicht gezwungen gerade dieses Haus zu kaufen.

Harzgeist, 01.12.2020 17:49 Uhr
Was Menschen bauten und auch wieder abrissen/zerstörten kann auch wieder neu gebaut werden. An dem Objekt bestand kein Nutzungsinteresse im Originalzustand.  Und es gab auch keinen Konsens staatliche Gelder zum Kauf zu investieren.
Wiederaufbau, drei Beispiele, die große Kathedrale in Moskau, die Kirchen in Dresden und die Synagoge in Königsberg-Kaliningrad. Da bestand gesellschftlicher Konsens…

Auch hier sprechen die Fakten eine entschieden andere Sprache: die Zahl der Anfragen, ob und wie man das Haus Baensch besuchen könne und wo man die Pläne davon erhalte, war jährlich zweistellig. Und wo die Eigner es nicht zu erkennen gaben, was sie mit dem Hause vorhatten, bestand auch keine Veranlassung, staatlicherseits zu handeln.
Der Bezug zur Frauenkirche, zur Christus-Erlöser-Kathedrale und zur Synagoge an der Lomse erschließt sich uns schwer…

Wir bleiben dran!

Denkmalschutz ade – Gebäude und Gartenanlage der Architekten Hans Scharoun und Hermann Mattern wird verunstaltet

Die Scharoun-Gesellschaft ist bestürzt über die Vorgänge am Haus Dr. Felix Baensch in Spandau-Weinmeisterhöhe, Höhenweg 9, das von Hans Scharoun und dem Gartenarchitekten Hermann Mattern, zusammen mit Herta Hammerbacher und Karl Foerster 1934/1935 errichtet wurde.

Das Haus zählt zu den namhaftesten Hauptstücken des künstlerischen Schaffens der Architekten und steht bereits seit 1971 in seiner Gesamtheit auf der Berliner Denkmalliste.

Bisher hat die Scharoun-Gesellschaft das Gebäude interessierten Baugeschichtlern, Forschern und Filmemachern stets als ein zwar etwas verstaubtes, aber immerhin gut erhaltenes Original empfehlen können.

Als das Haus zum Jahresanfang eingerüstet wurde, ging man davon aus, dass eine Instandsetzung unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes stattfindet.

Leider musste jetzt festgestellt werden, dass dies nicht der Fall ist, dass größere Baumaßnahmen geplant sind, wie z.B. eine Aufstockung und eine Unterbauung des Gebäudes. Bei der ebenfalls unter Schutz stehenden Gartenanlage wurden bereits Fakten durch eingeleitete Erdarbeiten geschaffen.

Aufnahme Claudia Riedel

Da sich die Zeiten ändern und somit auch die Lebensmuster sowie die Bedürfnisse, besteht auch die Bereitschaft, den neu einziehenden Bewohnern moderate Änderungen an der Originalsubstanz zu ermöglichen.
So war die Denkmalbehörde auch ohne Weiteres damit einverstanden, beispielsweise die angebaute Garage gegen weitere Nutzräume auszutauschen. 
Nun aber wird der Wert und Sinn der Unterschutzstellung in Frage gestellt!

Eine Begehung der oberen und unteren Denkmalbehörde am 22.06.2020 brachte leider keine Einigung. Auf das Angebot der Scharoun-Gesellschaft zur gutachterlichen Vermittlung vom 24.06.2020 wurde nicht geantwortet.

Wir wenden uns hiermit an die Öffentlichkeit in der Hoffnung, dass ein gemeinschaftliches Interesse am Bau die Eigner zur Meinungsumkehr bewegt. Denn Eigentum ist auch eine Verpflichtung der Allgemeinheit gegenüber.