ARCH+ Salon: Hans Scharoun und die Entwicklung der Kleinwohnungsgrundrisse

Am Donnerstag, den 12. März 2020 stellen Professor Markus Peter und Architekturhistorikerin Ulrike Tillmann, seine ehemalige Assistentin am ETH-Lehrstuhl, die als Ergebnis von einem Jahrzehnt Forschung erschienene Monographie zu den Wohnhochhäusern Romeo und Julia vor.

In seinen Wohnhäusern — die Analyse kann sich selbstverständlich nicht allein auf die beiden Titelhelden beschränken — schuf Scharoun besondere für die jeweilige Aufgabe zugeschnittene Orte, durch Bewegungsabläufe verbunden, geschlossen und offen, Absonderung und Bindung erlaubend. Störungsfreie Arbeit, Erholung im Familienkreis, Freundschaftspflege und Bindung an die Gesellschaft, in seinem eigenem Diktus — die „Bindung von Lebens- und Wirtschaftsraum“ im neuen räumlichen und ideelichen Zusammenhang. Scharoun ging es darum, zitiert das Buch Norbert Huse, Wohnungen, und damit eine Form des Zusammenlebens in der Familie, im Haus und letztlich auch in der Stadt zu entwerfen.

Anschließend wird im Gespräch mit Arno Brandlhuber Scharouns Arbeitsweise an der Findung des Wohngrundrisses thematisiert.

Wann: Donnerstag, 12. März 2020, 19:00
Wo: „ARCH+ Space„, Friedrichstraße 23A, 10969 Berlin
Wie: Anmeldung bis 9. März erforderlich

(4) Kommentare zum Beitrag “ARCH+ Salon: Hans Scharoun und die Entwicklung der Kleinwohnungsgrundrisse”

  1. Gregor Harbusch 04.03.2020 23:28

    Buchtipp: Hans Scharoun
    Die Wohnhochhäuser Romeo und Julia 1954–1959

    …das Thema aktueller denn je: „Meines Erachtens ist die notwendige Wiedervereinigung oder besser: Neuvereinigung des Wohnens und Werkens ein besonders dringendes Problem“..: Wohnen und Arbeiten unter einem Dach zu kombinieren. Wer ein solches Zitat an den Anfang eines Buches stellt, …der möchte mehr als einfach nur Licht auf ein Kapitel der jüngeren Architekturgeschichte werfen.

    …Markus Peter und Ulrike Tillmann [geht es] um nicht weniger …als „ein neues Kapitel der Grundrissforschung“ zu schreiben[,] „Kooperationen von Forschern und Entwerfern und deren Verzweigungen in angrenzende Wissenschaften“ nachzuzeichnen, die einem solchen ambitionierten Bauprojekt zu Grunde liegen. [Denn e]inerseits agierte Scharoun innerhalb der damaligen Diskurse um Minimalwohnungen, anderseits zeigt gerade das Stuttgarter Beispiel sein ganzes Können, vielfältige Wohnungstypen mit unorthodoxen Grundrissen zu einer herausragenden architektonischen Form zusammenzuführen… Sie stellen Scharouns Vorlesungen zum historischen Wandel der Wohnhaustypologien vor, diskutieren Alexander Kleins Studien zu Bewegungsabläufen in Minimalwohnungen und widmen den Ordnungsprinzipien „Sägezahn“, „polygonaler Apparat“ und „Multiplizierung“ in Scharouns Entwürfen ausführliche Kapitel…

    …Scharoun wollte sie durch kleine, präzise positionierte Arbeitsecken ermöglichen, mit denen er produktive Verbindungen zwischen privaten Wohnräumen und den Arbeitsplätzen der Wissensgesellschaft anstrebte. Erstaunlich, dass diese eng bemessenen Nischen genau die richtigen Maße für den Arbeitsalltag individualisierter und zugleich global vernetzter Laptop-Arbeiter*innen haben. Was Scharoun dazu wohl gesagt hätte?

  2. admin 05.03.2020 14:50

    Auf die Buchvorstellung im Baunetz (hier Kommentar 1) folgte ein Beitrag vom Nutzer STPH, den wir Ihnen nicht vorenthalten wollen:

    Vielleicht hat ja Scharoun in der jahrelang erzwungenen Grundrissarbeit an Wohnungen seine Wendigkeit im Kleinen entwickelt, die dann in der Philharmonie förmlich explodiert ist.
    Klein ist oft schwieriger als groß.
    Auch theoretisch hat er in den erzwungenen Pausen einen weiten Weg der Erkenntnis zurückgelegt der nicht vergebens war. Vor allem in der Tiefe des Konzeptgedankens, von dem die Aufgabe noch grundsätzlicher erfasst und so zu größerer Freiheit führt.
    Vielleicht überhaupt der Ursprung des Konzeptgedankens, der in der heutigen Uni Grundlage ist.
    Im heutigen Boom wird eher in Bauteilen gedacht.

  3. Benedikt Loderer 09.03.2020 11:05

    …Ist ein Buch gut, so ist man nach der Lektüre klüger. Mir ist das passiert. Also muss ich zuerst Ulrike Tillmann und Markus Peter meinen Dank abstatten. Sie haben mir eine Bildungslücke gestopft, die mir erst durch ihre Arbeit bewusst wurde. Hans Scharoun stand für mich im fernen Zwielicht der anderen Moderne, in jener grauen Zone, wo die Gerüchte wohnen. Kollektivplan im Urstromtal war mein erster Gedanke, Zirkus Karajani der zweite. Wie immer: Das Vorurteil nährt sich von der Ignoranz. Was man nicht kennt, darüber weiss man alles und das genügt. Tillmann und Peter haben mir die Brille geputzt. Herzlichen Dank für die klarere Sicht. Leute, schaut Euch den Scharoun genauer an! Es lohnt sich. Ich entdeckte einen Architekten. Einen Grundrisskünstler. Einen Mann, der unser Metier beherrscht, einen Unabhängigen, der sich entwickelte, aber nie verdrehte. Einen deutschen Architekten auch, der eingewurzelt blieb und nie den Schalmeien des internationalen Stils folgte. Mitbewegt von den Zeitläufen gewiss…

  4. Nora Dünser 12.03.2020 12:31

    Liebe Gäste,

    wir haben uns nach längeren Überlegungen dazu entschlossen, den heutigen „ARCH+ Salon: Hans Scharoun und die Entwicklung der Kleinwohnungsgrundrisse“ mit Markus Peter, Ulrike Tillmann und Arno Brandlhuber abzusagen und auf einen späteren Termin zu verlegen.
    Wir bitten um Ihr Verständnis.

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