Zusammenklänge

Am 9. November 2018 eröffnet im Haus Liebermann am Pariser Platz eine Kooperationsausstellung der Stiftung Brandenburger Tor mit dem Getty Research Institute: „Frank Gehry–Hans Scharoun: Strong Resonances / Zusammenklänge„.

Die Ausstellung betrachtet den Zusammenspiel, den Zusammenklang beider Architekten, ihrer berühmtesten Gebäuden, ihrer Städte, Innen- und Außenräume. Sie beginnt mit Walt Disney Concert Hall in Los Angeles und Scharouns Berliner Philharmonie: erstmals werden in einer Ausstellung beide Architekturen nebeneinandergestellt, nebst selten zu sehenden Aquarellen, Zeichnungen, Drucken, Aufnahmen und Modellen. Weiter geht es mit der Museumsinsel, der DZ-Bank und dem Pierre-Boulez-Saal, drei Entürfen Gehrys, die einen deutlichen Stempel seiner Scharoun-Begeisterung tragen. Die Zusammenschau verdeutlicht die je eigenen Gestaltungsprozesse beider Meister und bildet gleichermaßen den technologischen Wandel ab.

Anläßlich der Ausstellungseröffnung wird am 11. November im Rahmen einer Führung das Atelier am Heilmannring und der Kunstraum „Scharaun“ dem Publikum zugänglich gemacht: Treffpunkt am Jungfernheideweg 4 um 11:00 Uhr. Da die maximale Teilnehmerzahl begrenzt ist, wird um eine Anmeldung gebeten. Gegen Vorlage einer Eintrittskarte des Hauses Liebermann kostenlos, sonst 5,–

(9) Kommentare zum Beitrag “Zusammenklänge”

  1. Johanna Gutsche 08.11.2018 13:42

    Guten Tag,

    wird es eine Vernissage zu dieser spannenden Ausstellung geben? Wenn ja, kann man noch teilnehmen bitte?

    Freundliche Grüße,
    Johanna Gutsche

  2. admin 08.11.2018 15:21

    Sehr geehrte Frau Gutsche,

    auf der Ausstellungsseite finden Sie eine stattliche Anzahl der Begleitveranstaltungen, Führungen, Kindermalstunden usw. Darunter auch eine feierliche Eröffnung, die am 19.11. um 18:00 steigt. Es ist ratsam, frühzeitig zu erscheinen, denn die Räume im Hause sind erwiesenermaßen eng.

  3. Udo Badelt 15.11.2018 13:31

    Der Kampf mit der Schuhschachtel„:

    …Im Max Liebermann Haus zeigen die Stiftung Brandenburger Tor und das Getty Research Institute Los Angeles die Ausstellung „Frank Gehry – Hans Scharoun: Strong Resonances“. Sie entstand anlässlich des 50. Jubiläums der Städtepartnerschaft von Berlin und Los Angeles und wartet mit einer überraschenden These auf: Zwischen den beiden Architekten soll es zahlreiche Verbindungslinien geben.

    Das überrascht und wirkt etwas konstruiert… Wenn überhaupt, kann es sich bei dem behaupteten Dialog also nur um einen Monolog Gehrys gehandelt haben, der sich von Scharouns utopischer, expressiver Formensprache inspiriert fühlte, vor allem von der Berliner Philharmonie – aber welcher Architekt wäre von diesem Geniestreich nicht beeindruckt gewesen?..

    …Schon in den 80er Jahren, nachdem er den Auftrag für die Walt Disney Hall bekommen hatte, soll Gehry nach Berlin gereist sein, um beim Akustiker Lothar Cremer Rat zu holen. Der hat wiederum Hans Scharoun in einem frühen Stadium der Philharmonie beraten.

    …Unfreiwillig komisch wird es, wenn Luftaufnahmen der beiden Konzertsäle im Bau eventuelle Parallelitäten demonstrieren sollen … Interessant ist die Aufnahme der unfertigen Philharmonie von 1960 allerdings aus einem anderen Grund: Sie zeigt, dass in jenem Jahr auf dem Areal, das heute Kulturforum heißt, durchaus noch einige historische Gebäude standen, die Krieg und Abriss überlebt haben – und die zu Kristallisationspunkten einer Neuentwicklung des Viertels hätten werden können. Aber dafür war Scharoun nicht der Mann. So überzeugend, ja visionär er als Gestalter von Innenräumen war, so fragwürdig war er als Stadtplaner. Nicht nur das Kulturforum geht auf seine Entwürfe zurück, auch der heute trostlose Mehringplatz – der später von seinem Schüler Werner Düttmann realisiert wurde.

    …seine Vision von Stadt als Landschaft, die keine festen, urbanen Strukturen mehr braucht, ist im Nachkriegs-Berlin glücklicherweise nur in Ansätzen Wirklichkeit geworden. Hier, beim Thema autogerechte Stadt, hätten sich übrigens zahlreiche Anknüpfungspunkte an Los Angeles ergeben können.

    Im Obergeschoss der Ausstellung ist dann von Scharoun nichts mehr zu sehen, hier dominiert das Werk Frank Gehrys.

  4. admin 17.11.2018 14:02

    Überraschend, auch heute noch im Tagesspiegel dieselbe Irrtümer vorzufinden, wie anno dunnemal.

    „Kristallisationen“ hätten die Altbauten am Kulturforum werden können — gewiß! Doch keine Villa des Alten Westens ist für Scharouns Visionen des Kulturforums geräumt worden. Einzig „Haus des deutschen Fremdenverkehrs“ müßte weichen: trauert der Autor diesem nach?

    „Keine festen Strukturen“ hätte die Stadtlandschaft — ausgerechnet jene, die mit dem Urstromtal-Gedanken überhaupt erstmalig eine Struktur in Berlins steinerne Meer eingebracht?

    „Wobei man sagen muss, dass es Scharoun in beiden Fällen (Philharmonie und Mehringplatz) mit Randlagen zu tun hatte, die unmittelbar neben der Mauer lagen.“ — eher muß man sagen, es bringe ein jemand (nicht Scharoun!) Jahre und Lagen durcheinander. Als der Beschluß fiel, die 1957er-Philharmonie vom Joachimstal´schen Gymnasium an den Kemperplatz zu verlegen, ging es nicht zuletzt darum, dem Bau just zu einer zentralen Lage zu verhelfen! Alle Sektoren trafen sich am Potsdamer Platz, allen Berlinern wäre der Bau zugänglich… Und auch den Mehringplatz konzipierte man zwar ein Jahr nach 1961, aber noch im vollem Unwissen, was der Mauerbau mit sich bringen sollte: ein Abschluß und Beginn der wichtigsten Geschäftsstraße der ungeteilten Stadt sollte der Platz werden, lebendig, geschäftig und wohnlich zugleich. Bei der Umsetzung 1969-1975 ins reine Wohnen gesteigert, des Verkehrs und der Arbeitsplätze geraubt — allein durch Scharouns Hand?!

    „Autogerechte Stadt“? Wo Scharoun gar vielfach von verkehrsfreien Stadt sprach („Hinsichtlich des Berufsverkehrs ist die möglichst verkehrslose Stadt zu schaffen. Das heißt, daß den Arbeitsstätten zugeordneten Wohngebieten ein sehr hoher Wohnreiz gegeben werden muß, um der Flucht gerade der qualifizierten Arbeiter aus dem Stadtraum an die Peripherie entgegenzuwirken“) und diese auch plante?!

    Der Wunsch, ein Kritikthema zu finden, war hier sehr offensichtlich Vater des Gedankens.

  5. Thomas Seyler 20.11.2018 07:43

    Zur tollen Debatte Gehry:
    Überall epigonale Versuche zur Philharmonie von innen, von außen, das Foyer, auch seine Skizzen, meist uneingestanden ausgeschlachtet. Bei der Elbphilharmonie tut das fast schon weh.

    Mein Vorschlag: eine Plakatserie: „scharoun reloaded“, mittig geteilt in Original und Nachbau, öffentlich überreicht (Layoutentwurf vorhanden). Vielleicht eine Debatte, die uns seinen Archetypen noch näher bringt.

  6. admin 20.11.2018 08:27

    Sehr geehrter Herr Seyler,
    danke für den Vorschlag!
    Da lägen auf dem Tisch: die Konzerthallen in Paris, Copenhagen, jüngst Moskau und Ekaterinburg, Hamburg selbstverständlich, Los Angeles, Tokio, Kawasaki… Was hätten wir noch?
    Wollen Sie diese in Ihr Layout übernehmen?

  7. Christian Holl 27.11.2018 07:42

    Vage Resonanzen:

    …Allein die Aquarelle von Hans Scharoun lohnen den Besuch dieser Ausstellung. Sie zeigen Ideen einer Architektur, die nie verwirklicht wurde. Arbeiten, in denen die Möglichkeiten des Mediums genutzt wurden, um ein Verhältnis zwischen Architektur und Landschaft auszuloten. Große Segel, gerundete Formen — bei aller Offenheit, die das Aquarell braucht, um wirken zu können, sind diese Architekturfantasien sehr präzise, sie vermitteln, wie Scharoun Architektur verstanden hat, verstehen wollte — dabei kommt es nicht darauf an, ob das, was zu sehen ist, einmal hätte realisiert werden können. Manchmal sieht man Menschen in den Aquarellen, so klein, dass man erstaunt ist, wie groß diese Architektur gedacht war. Doch sie machen auch deutlich, dass die Qualität dieser Architektur nicht die des fixierten Maßstabs war, sie können in verschiedenen Skalierungen gedacht werden: Scharoun wollte nie überwältigen.

    …Neben den Aquarellen von Scharoun ist seine Berliner Philharmonie Teil der Ausstellung, in historischen und aktuellen Fotos, Plänen, einer Wettbewerbsskizze, einem neueren Modell aus dem 3D-Drucker und einem älteren des Kulturforums einschließlich der von Scharoun entworfenen, aber nie verwirklichten Bauten. Ihnen gegenüber stehen die Walt Disney Concert Hall sowie Berliner Entwürfe und Bauten Gehrys…

    …viel Gehry, wenig Scharoun, was den unglücklichen Eindruck einer marketingmotivierten Geschwätzigkeit Gehrys so sehr betont, dass man seinem Werk damit Unrecht tut.
    So bleibt die These, die diese Gegenüberstellung rechtfertigt, die Geistesverwandschaft zwischen den beiden Architekten, auf wackligem Grund und wird lediglich durch formale Parallelen gestützt, die etwa bei der Konzertsaalarchitektur schon allein deswegen fraglich ist, weil Scharouns genialer Protoyp, der Philharmonie, weltweit vielfach aufgegriffen wurde; auch von Architekten, die kaum als Nachfolger Scharouns gehandelt werden… Wie diese Formen begründet werden, von welchen Ideen sie gespeist werden, wird nicht aufgearbeitet.

  8. Annika von Taube 17.12.2018 04:53

    Echokammerspiel für Gehry und Scharoun: „>Blitzkunst“ widmet sich der Ausstellung am Brandenburger Tor

    „…Aquarellzeichnungen von Scharoun, die verblüffenderweise aussehen, als seien es Vorstudien zu Gehrys Konzerthaus in Los Angeles.“
    „…Wettbewerbsmodell (Museumsinsel) sieht man mit anderen Augen, wenn einem bewusst wird, wieviel Scharoun es enthält.“

  9. admin 17.12.2018 05:01

    Hier kann der originale Scharoun-Beitrag zur Museumsinsel manches Nachdenken wecken.

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