Appartmenthaus Kaiserdamm, Berlin

Kaiserdamm 25, Königin-Elisabeth-Str., Fredericiastraße, Berlin-Witzleben.
„Junggesellenhaus“ mit komfortablen Kleinwohnungen, ganz ohne oder nur mit kleinsten Küchen, Zentralheizung, fließend Wasser, Strom und Garage. Grundrisse und Bauherrschaft Georg Jacobowitz („Gesellschaft für Textilhandel“); Fassaden, Dach- und Eckformen von Hans Scharoun: seine Änderungen sind hier im Schnitt Kaiserdamm-Flügel und Fredericiastr.-Flügel rot eingezeichnet.

 

(15) Kommentare zum Beitrag “Appartmenthaus Kaiserdamm, Berlin”

  1. admin 21.06.2016 03:37

    Eintrag in die Landesdenkmalliste

  2. Thomas Krüger 28.06.2016 09:16

    …ob das umgebaut wurde?
    Denn von Junggesellen-Grundrissen kann man hier ja nicht gerade sprechen… Zum größten Teil sind es ja konventionelle Dreizimmerwohnungen.

  3. Dimitri Suchin 28.06.2016 14:27

    Junggesellen können ja auch vermögend sein – was spricht schon gegen eine Dreizimmer-Jungesellen-Wohnung? Womöglich gar mit Kamin?..
    Für uns heutige sind das ganz normale Wohnungen geworden. Damals aber waren sie etwas anderes. Z.B. dadurch, daß sie keine Küchen hatten. Kochen tut der Jungeselle nicht, und auch in seinem Dreizimmer-Kamin nicht!
    Dafür hat er seine Tiefgarage im Hof, sein Reformhaus und ein Liefer-Restaurant. Da ist jetzt eine Pflegestation drin.
    Einige Wohnungen sind zusammengelegt worden. Offene Küchlein hat man eingebaut. Und auf dem Dachgarten kamen in den 80ern nochmals Wohnungen drauf.
    Mehrfach wurde das ganze übertüncht – von darüber hinaus gehenden Umbauten weiß ich nicht.

  4. Sophie Schüttler und Gina Rauschtenberger 19.10.2017 19:46

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    im Rahmen eines Seminars am Fachbereich Architektur der RWTH Aachen beschäftigten wir uns intensiv mit dem Junggesellenhaus am Kaiserdamm 25 von Hans Scharoun. Da wir nach eingehender Recherche keinerlei Planunterlagen zu diesem Bau finden konnten, möchten wir Sie nun um Hilfe bitten.

    Befinden sich in Ihren Unterlagen Pläne zu diesem Gebäude? Bestünde eine Möglichkeit, dass wir diese einsehen bzw. Sie uns diese zu Verfügung stellen?

    Viele Grüße
    Sophie Schüttler und Gina Rauschtenberger

  5. Dimitri Suchin 19.10.2017 22:27

    Sehr geehrte Frau Schüttler, sehr geehrte Frau Rauschtenberger,

    meines Wissens sind 2 Wohnungsgrundrisse dieses Hauses in der Literatur vorhanden, z.B. in der „Bauwelt“, Nr 6 von 1932, Themenheft „Junggesellenhäuser“.

    …Könnten Sie etwas mehr von Ihrem Seminar erzählen?

    Mit organhaftem Gruß, D.B.Suchin

  6. Sophie Schüttler und Gina Rauschtenberger 20.10.2017 20:10

    Sehr geehrter Herr Suchin,

    großen Dank für die zwei schönen Grundrisse!
    Es handelt sich hier um ein entwurfsbegleitendes Seminar beim Lehrstuhl für Wohnbau und Grundlagen des Entwerfens, der unter der Leitung von Prof. Wim van den Bergh steht. Das Ziel des Seminars ist es, sich der Fassade anzunähern und eine Dreitafelprojektion der Fassade zu erzeugen. Natürlich geht es vordergründig darum, Inspiration für unsere eigenen Entwürfe zu finden. In diesem Sinne wären für uns Schnitt und Ansicht von großer Bedeutung. Natürlich hilft uns auch erstmal ein Etagengrundriss weiter. Wir haben bereits eigenhändig einen Grundriss und eine Ansicht nach unserem Aufmaß gezeichnet, würden uns aber über genauere Pläne sehr freuen.

    Mit freundlichen Grüßen
    Sophie Schüttler und Gina Rauschtenberger

  7. Dimitri Suchin 21.10.2017 15:07

    Sehr geehrte Frau Schüttler,
    Sehr geehrte Frau Rauschtenberger,

    …Sie schreiben von Jacobowitz, den viele allzugerne übersehen – eine schillernde Persönlichkeit im damaligen Berlin, auch Mendelsohns WOGA oder etwa KaDeWe gehörten ihm. Aus seiner Bauabteilung entstammt auch der Grundriß des Kaiserdamms…: Scharoun war zwar mit beteiligt, aber nur die Fassade ist mit vollem Recht seine und die Anschlußlösung an die Vorgängerbebauung, die sie (im Handout) als „Turm“ bezeichnen.
    Originale Fassaden-, geschweige denn Schnittzeichnungen des Hauses sind mir nicht bekannt. In der Akademie der Künste gebe es die nicht (letzte Auskunft im Mai des Jahres).
    Korrektur: diese Pläne fanden sich im Bauarchiv des Bezirks (Dezember 2018)
    Im Erdgeschoß fand sich die ganze Versorgung des Hauses, inklusive einer Liefergaststätte entlang der Königin-Elisabeth-Str. — das berechtigte zur Küchenentfernung aus den Wohnungen. In meiner eigenen Wohnung gab es z.B. nur einen verfliesten Wandschrank mit Steinplatte und Doppelsteckdose, den besagten Kochschrank — andere hatten nichteinmal dies, ihre Herde standen z.B. im Bad. Die Anlieferung hat nie funktioniert — aber am Hohenzollerndamm war eine solche gar nicht erst vorgesehen!
    Im Hof war die Tiefgarage mit KFZ-Werkstatt (Rolls-Roys und Bentley, inzwischen ausgezogen).

    (Die Luftaufnahme zeigt die Lage vor der Bebauung) Weiter zur Rognitzstraße hin auf der Nordseite der Fredericiastr. ist eine weitere Baulücke — auch da steht ein Junggesellenhaus, von Rudolf Maté 1931 erbaut. Ein gefragter Typus der Zeit.
    Die Autobahn gab es 1929 natürlich nicht, bis auf die nahe AVUS, dafür aber die Ringbahn mit dem Bahnhof Witzleben, die U-Bahn mit dem Bahnhof Kaiserdamm und die Straßenbahn mit dem Betriebshof Charlottenburg.
    …Bidets sind nur in den größeren Wohnungen vorhanden gewesen. Fahrstühle gebe es nur in zwei Aufgängen von 7.
    Die von Ihnen gezeigte gestaffelte Decke im „Küchenerker“ mit ihrer zentralen Luke scheint mir eine nachträgliche Lösung zu sein, denn die Böden haben… eine Stahlsteindecke, die solche Eskapaden gar nicht erst erlaubt. Über den Schlafnischen dagegen ist eine Putzdecke auf Rabitz gespannt, der Raum darüber ist ungenutzt.

    Mit organhaftem Gruß, D.B.Suchin

  8. Alex Jusupov 18.11.2018 15:40

    Dear Mr. Suchin,

    My apologies as I don’t write or speak German well, but I was wondering if you could share the floor plans of upper studios where Laszlo Moholy-nagy was living in this building from 1929?

    I am doing an installation based on his life and I am trying to reconstruct his studio space in Berlin, but I need an approximate plans of that space.
    The description of his space location is following:
    ‚the longest portion of the building, facing Königin Elisabeth Straße, has a flat roof, parts of the southern and northern portions have gabled roofs. The north surface of the gable over the space that was Moholy’s studio is a skylight. Attached to the studio was a bedroom, but the “kitchen” facilities consisted only of a small cupboard.‘

    Thank you very much for your help.

    Best regards

    Alex

  9. admin 25.12.2018 14:38

    Sehr geehrter Herr Jusupov,
    vielen Dank für eine Frage, die zur ausführlichen Antwort verleitet.

    Wir wissen, daß Professor Ladislaus Moholy-Nagy, oder Naggy, wie er sich damals schrieb, von 1929 bis 1934 eine Wohnung in der Spichernstr. 20 unterhielt. Dazu ein Atelier in der Fredericiastr. 27, ganz genau wie in Ihrer Mail beschrieben. Doch wo dort? Die Dachgeschoßflächen erstrecken sich auf 900 m2!
    Was die Frage besonders macht, es sind durchaus Scharoun´sche Dachgeschoßflächen: ihre Anlage und Unterteilung in einzelne Ateliers gehen eindeutig auf ihn zurück. An der Brandmauer am Kaiserdamm zog er die Dachschräge des Nachbars zu sich über und endigte sie mit einem kräftigen Treppenhaus-Schnitt. Dasselbe an der Fredericiastr., wenn auch ein wenig anders, als bei ihm angegeben.
    Auf Jacobowitz hingegen ist die Anordnung von nur 2 Aufzügen bei 7 Treppenhäusern zurückzuführen: reinstes Kalkül. Die Treppen Fredericiastr. 28, 27 und Königin-Elisabeth-Str. 6, sowie Königin-Elisabeth-Str. 2, Kaiserdamm 25 und 25a sind über Korridore im Dachgeschoß verbunden. Ein Mieter, alt oder gebrechlich, hatte dann gegebenfalls zwei Haustürschlüsseln: er fuhr im Haus 27 oder 25a hoch, ging zu seiner Treppe rüber und stieg sie dann hinab. Absteigen ist doch leichter?
    Unterwegs passierte er auch die im Dach angeordneten „Mieterkeller“, die jeweils separat vermietet.

    Sibyl Moholy Nagy hinterließ uns in „Moholy Nagy – Experiment in Totality“ eine Beschreibung:

    „…the young man […] took me in the elevator to the top floor of the studio building on the Kaiserdamm […] Moholy’s studio in 1931 looked like a relief chart of the landscape of design. There was almost no furniture; floor space was needed as a work area. From strings, extended across one corner of the room, long strips of film hung like spaghetti. It was a travelogue, ready to be cut and printed, which Moholy had brought back from Finland. Over another part of the floor was spread out a sequence of sketches covers for the fashionable magazine „Die Neue Linie“, which frequently displayed Moholy’s and Kepes‘ designs. Typewritten pages of a lecture on photography, cut into strips and put together like a jigsaw puzzle were lying somewhere else; and set up on a tripod was a camera aimed at a multitude of colored pins which were stuck in a white sheet on the wall […] When suppertime came, we picked up some bread, cold meat, fruit, and cold tea from a wall cupboard […] Moholy had to move his bed in the small attic room adjoining his studio to get into a storage vault…“

    Noch 1935 benutzte Moholy-Nagy Briefpapier mit seiner Charlottenburger Atelier-Anschrift – sogar ein Telephon ließ er dorthin verlegen! In der Spichernstraße blieb seine Lucia – hier kam Sybille.
    Nicht nur sie, auch andere mehr. Lloyd C. Engelbrecht schreibt in „Moholy-Nagy: Mentor to Modernism“:

    „…Attached to the studio was a bedroom, but the “kitchen” facilities consisted only of a small cupboard […] Xanti Schawinsky recalled, “Moholy helped people who were persecuted and in the most dangerous situations sheltered them in the room adjoining his studio…“

    Es gibt nur ein Atelier, was diesen Beschreibungen entspricht: dasjenige unmittelbar am Treppenhaus 27, in der Planzeichnung unten, 6,80m lang, 5,80m tief. Ein weiteres käme zwar auch in Frage, denn es hatte ein anliegendes Zimmerchen – doch es wäre schon eins unter der Hausnummer 28. Drum kann man es sich nur so vorstellen, daß der Moholy sich ein oder mehrere Verschläge in den „Mieter-Böden“ auf der anderen Flurseite oder auch ein Plätzchen im unbeschrifteten Raum an der Toilette dazu anmietete, um darin zu schlafen und seine Leinwände aufzubewahren. Das hätte auch den Vorteil, bei der eventuellen Durchsuchung einem versteckten Freund die Chance zu geben, sich aus dem Verschlag herauszuschleichen und über das andere Treppenhaus in die Freiheit zu gelangen.
    Nur wissen wir nicht, wer die so geretteten waren.

    Die Räume sind nicht erhalten, 1988 sind alle 4 Ateliers vom Architekten Michael Zielinski zu einer riesengroßen Dachgeschoßwohnung zusammengelegt worden. Ihre Photos zeigten die Abrißarbeiten.

  10. Ekkehard Brunn 21.03.2019 22:00

    Guten Abend!

    Ich kann leider zu der Diskussion nichts Erhellendes hinzufügen, möchte aber auf eine Nebenbemerkung Bezug nehmen: zu dem Junggesellenhaus in der Fredericiastr.2 und 3, erbaut von meinem Großvater Baumeister Otto Fritzsche mit dem Architekten Rudolf Maté.

    Außer bei Myra Wahrhaftig und in der Denkmalliste ist über Maté leider nichts zu finden. Zwar zu früheren Bauten -auch bei Otto Fritzsche, zum Beispiel die Witzlebengarage nahebei- , aber nichts über seinen Verbleib. Man kann vermuten, dass er als Jude unter den Nazis umgekommen sein könnte. In meiner Familie war er als der Architekt des Patriarchen Otto Fritzsche zwar bekannt, aber es ist nichts überliefert.

    Vielleicht findet sich ein Weg über diesen Haustyp Junggesellenhaus, denn so war auch die Fredericiastr.2+3 konzipiert: 1-Zimmer-Apartments mit Schlafnische, Kochzeile und Bad, aber auch einen Zulieferservice für Essen aus einer Küche im Souterrain.

    In meiner Famile hieß es, diese Wohnungen waren für das Personal der Haus des Rundfunks gedacht, das zur selben Zeit erstellt wurde.

    Die Wohnungen wurden auch von Personen bewohnt, deren Familien an anderer Stelle verblieben. Mein Onkel quartierte seine Geliebte dort ein und das werden auch andere so gemacht haben, im Berlin der 1920er und 30er Jahre.

    Lässt sich irgendetwas über die Parallellität der Funktion dieses Haustyps erschließen? In der Bauwelt 1932 sind beide Häuser zusammen publiziert. Und schließlich stehen sie in derselben Straße….

    Mit besten Grüßen ringsum
    Ekkehard Brunn

  11. Ekkehard Brunn 21.03.2019 22:10

    Ein Nachtrag zu meinem vorigen Kommentar:
    Die Junggesellenhäuser Scharoun und Maté sind ebenfalls erwähnt in dem Beitrag
    Markus Eisen, „Neues Wohnen“ für „Neue Menschen“: Ledigenheime als Programmbauten der Moderne in der späten Weimarer Republik

    siehe diesen Link
    https://www.riha-journal.org/articles/2018/0184-0188-special-issue-mies-und-mehr/0185-eisen

  12. admin 22.03.2019 05:04

    Sehr geehrter Herr Brunn,

    vom selben Autor ist 2012 bei Gebrüder Mann ein ganzes Buch erschienen, „Vom Ledigenheim zum Boardinghouse, Bautypologie und Gesellschaftstheorie bis zum Ende der Weimarer Republik“.
    Was die Zweckbindung anbetrifft, wird Ihre Familienaussage teilweise bestimmt richtig sein: auch im Junggesellenhaus am Kaiserdamm waren etliche SFB-Mitarbeiter Mieter. Daß man nur auf sie abzielte, würde ich wie auch Sie anzweifeln: es gab damals in Berlin ganz im Allgemeinen einen Fehlbedarf an kleinen und kleinsten Wohnungen, und die Lage hier an der Ringbahn und U-Bahn, sowie am großen Straßenbahn-Betriebshof garantierte einem die stadtweite Erreichbarkeit. Was auch für Gespielinnen von Gewinn gewesen sein mag…

  13. Ekkehard Brunn 22.03.2019 09:53

    Guten Morgen!

    Vielen Dank für den Hinweis. Diese Veröffentlichung von 2012 ist aber in der Hauptsache eine sozialwissenschaftliche Arbeit. Der Aufsatz von Markus Eisen von 2018 im RIHA Journal befasst sich eher mit den Bauten, was mich zz mehr interessiert.

    Leider referiert der Autor zu Rudolf Maté nur das, was in der Beilage der Bauwelt von 1932 (6/1932, S.151-160 oder eig.Pag. S.1-8) dargestellt war. Ist das auch so für den Beitrag zu Scharoun?

    Ich habe gerade den Jahrgang 1932 der Bauwelt erstanden, weil dort auch über das Büro Brüder Luckhardt und Alfons Anker berichtet wird. Zu deren Werk, insbesondere zur Versuchssiedlung Schorlemerallee in Berlin-Dahlem und hier zu den Stahlskelettbauten trage ich Material zusammen. Wohnbauten in Stahlskelett sind nicht häufig -das Haus Schminke von Scharoun gehört dazu, das ich leider bis jetzt nur von außen besichtigen konnte, aber von dem heute verantwortlichen Architekten erfahren habe, welche Probleme diese Baukonstruktion mit sich bringt. Das kann ich für das Doppelhaus Fritz Lang – Thea von Harbou in der Schorlemerallee nicht bestätigen (das rechte Haus in 2010 gekauft, Zustand nach meiner weitgehender Restaurierung heute: https://m.youtube.com/watch?v=mh0XunJpi8I )
    Auf das Thema Stahlskelett komme ich bestimmt noch mal zu Ihrer Web-Site zurück.
    Grüße
    Ekkehard Brunn

  14. admin 22.03.2019 10:36

    Sehr geehrter Herr Brunn,

    Die Arbeit Eisens läßt in ihrer Herleitung des Typus Ledigenheim/Junggesellenhaus und in der Fülle der Vergleichsobjekte kaum etwas zu wünschen übrig. Kaiserdamm kommt da eingentlich nur kursorisch vor, dafür aber Breslau, dem ein Prädikat „erstes Ledigenheim moderner Genealogie“ zugestanden wird.
    Baustoffliches usw. ist zum Kaiserdamm nicht veröffentlicht. Schlackebetonsteine und Ziegeldecken warten im Bauamt auf ihre Forscher.

  15. admin 10.06.2019 07:36

    Ähnlich wie das Haus Schminke sich auch noch heute in den Hausbau-Sparten wiederfindet, steht das Junggesellenhaus unter „Raffiniertes für Singles“ im Immobilienmagazin.

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