Ausgeforscht?

Matthias Nöther berichtet im „Deutschlandfunk Kultur“ von der gegenwärtigen Situation im und am Berliner Institut für Musikforschung.

…Das Musikforschungsinstitut gehört zur Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die nach fast 60 Jahren Bestehen nun durch ein Gutachten des Wissenschaftsrats zur Disposition steht: Zu groß sei sie, zu wenig reformfähig.

…Der Wissenschaftsrat gab im Sommer des vergangenen Jahres eine Empfehlung ab, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz aufzulösen und ihre unzähligen Bestandteile neu aufzuteilen… „Das Staatliche Institut für Musikforschung sollte als Musikinstrumenten-Museum mit sammlungsbezogenen Forschungsanteilen in die Staatlichen Museen eingegliedert werden.“

…In der Szene der Musikwissenschaft wird [daraus] gewittert, dass alle Teile des Musikforschungsinstituts außer dem Museum mittelfristig geschlossen werden sollen…

Die Vorwürfe des Gutachtens werden im Bericht auf voller Breite pariert. Doch bleibt eines nicht gesagt.

Die ganze Anlage des Kulturforums wurde von Hans Scharoun und Edgar Wisniewski auf Zusammenarbeit ausgelegt.
Die Forscher der Staatsbibliothek und die Gastmusiker der Philharmonie sollten auf der anderen Straßenseite im Künstlergästehaus übernachten, die automobilen Gäste schichtweise die unterirdisch verbundenen Garagen aller Anrainer benutzen, eine gemeinsame Kassenzentrale war wiederum im Gästehaus vorgesehen und auch die Museums- und Musikcafés waren für alle gedacht. „Das goldene Gebäudeensemble“ um die Philharmonie exerzierte dies im Kleinen durch: den Spielstätten des Großen Saales und des Kammermusiksaales stünden das Deutsche Musikarchiv mit einem Zentrum für audiovisuellen Künste und das Musikinstrumentenmuseum mit dem Institut für Musikforschung zur Seite: welch´ eine musische Wanderung wäre demnach eines Tages möglich!

Es kam nicht dazu. Und das Institut mit seinem Museum bleiben trotz regen Ausstellungstätigkeit der breiten Öffentlichkeit geheim.

Viele werden der Weg vom kleinen zum großen Saal in den Jahren erwandert haben. Die Stahltür hinter der alten Philharmonie-Bar werden dagegen handverlesene Wenige passiert haben, und der Weiterweg aus dem neuen Museumseingang über die Ben-Gurion-Straße in die eigens durchgelegte Passage zum Sony-Atrium ist ganz unpassierbar. In der umgekehrten Richtung genauso. Wäre dem anders, müßte der unsägliche neue Zugang zur Philharmonie vom ehemaligen Feuerwehr-Parkplatz erst geschaffen werden? Wäre dem so, müßten das Institut und sein Museum in der Reportage erst aus der zerstörerischen Verschwiegenheit hervorgeholt werden?..

Wer verschloß nur diese Tür?

Kommentieren

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert