Genossin, Kollegin Architekt

Aus Anlaß ihres 50-jährigen Bestehens richtete die Berlinische Galerie einen kleineren Bereich im Obergeschoß ihrer Halle ein, den zuunrecht vergessenen Kolleginnen-im-Fach gewidmet. Man beschränkt sich auf Ost-Berlin, und hier bereits muß die Kritik ansetzen: vor nicht allzulanger Zeit feierte man in den Medien das dicht an der Mauer gesetzte IBA-Architektinnen-Quartier — ohne allerdings auch nur ein Wort über die Bauten „drüben“ zu verlieren. Nun folgt die Umschau-Ost — ohne Verweis „nach hüben“. Der kuratorische Satz „Eine öffentliche Sichtbarkeit individueller Leistungen war nicht gewünscht“ — trifft der nicht eher auf unsere statt auf damalige Zeiten zu?
Leiterinnen größerer Planungskollektive gab es in Ost-Berlin längst vor der IBA, mit der ehemaligen Scharoun-Mitarbeiterin Ludmilla Herzenstein beginnend. Hier setzt auch die Ausstellung korrekterweise an. Größtflächig und nicht nur „unter Männern allein“ arbeiteten Dorothea Krause samt Kollektiv, Iris Dullin-Grund oder Traude Kadzioch — auch sie sind mit vertreten. Warum bloß mit so wenigen und so kleinen Bildern?! Allein schon die „Wohnstadt Friedrichshain“, der Thälmann-Park, der Wuhletal oder die Tierpark-Gegend böten genügend Bildmaterial, um damit Wände zu plakatieren!
Die Kleinheit der Schau und ihre zeitliche Beschränkung — die Präsentation läuft nur bis zum Ende des Jahres — lassen hoffen, daß darauf eine wesentlich breitere und dauerhaftere Schau folge. Allein schon das Leben Ludmilla Herzensteins böte Stoff für einen Abenteuerroman!
Begleitend wird tatsächlich gelesen: am 27. Juni 2025 liest Katja Riemann aus dem Roman “Franziska Linkerhand” von Brigitte Reimann. Am 23. Juni bereits gibt es eine Führung mit Zeitzeugen und Experten. Deren Namen werden nicht verraten — man darf gespannt sein.
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