Einfamilienhäuser Bleßmannstr., Bremerhaven
Bauplatz Bleßmannstr. 20-26, Bremerhaven.
Typengleich mit den Reihenhäusern Elbestraße.
Ein Kommentar zum Beitrag “Einfamilienhäuser Bleßmannstr., Bremerhaven”
- Christian Goehr 02.06.2023 11:54
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„Für mich ist das Strukturelle in seiner Einmaligkeit das Gesetz, nach dem auch wir Architekten handeln – schon aus dem Unbewußten oder Unterbewußtsein heraus.“
Hans Scharoun 1967 -
„Auch hier wie bei allen anderen Entwürfen glaube ich jede Linie, Fläche und Form aus der Notwendigkeit inneren Wesens ableiten zu können ohne Anwendung irgendeiner Theorie.“
Hans Scharoun 1923 -
„Die technische Denkweise verwandelt das menschliche Zusammenleben zu einem erheblichen Teil in eine manipulierbare Sache.“
Hans Scharoun 1967 -
„Die Chinesen haben schon lange eine Identität, die Menschen des Abendlandes hingegen noch immer nicht.“
Hans Scharoun 1952 -
„Es erhebt sich die Frage, ob auf der Basis ›Mensch‹ oder auf der Basis ›Begriff‹ in Zukunft die Entscheidungen gefällt werden...Ob das Typische zur Prägung individueller Städte führen wird; ob der Einzelne oder die Gruppe gliedernd am Werke bleiben werden;..“
Hans Scharoun 1967 -
„...ob diese Kräfte als Medium von Gegebenheiten des Ortes oder der Herkunft oder des Geschehens überhaupt zeitlich bedingte adäquate Lösungen finden werden; oder ob verpflichtende Normen die Vorschriften des Handelns aus Wesenheit verdrängen werden...“
Hans Scharoun 1967 -
„In der bürokratisierten Welt...mit ihren machtpolitischen Ansprüchen gibt es keine wahren Bauherren mehr. Das ›Volk‹ ist noch kein Souverän. Die Politiker, die Finanzleute, die Verwaltungsbeamten kommen zu ihren Befugnissen aus anderen Gründen, als dem der besonderen geistigen Qualifizierung als Bauherr. Die Entscheidungen über Bauentwürfe, die sie treffen, beruhen notwendigerweise auf ihrem jeweiligen Geschmack.“
Hans Scharoun 1957 -
„Die Organform als wesentliche Darstellung des Urbanen weist uns auf die ordnende, gebundene Gemeinschaft, auf ›das tätige Leben, das Mitwirken des einzelnen an der Besserung des Ganzen‹ hin. Das Urbane beinhaltet das Prinzip des Menschseins mit den Forderungen nach Distanz und Beziehung.“
Hans Scharoun 1954 -
„So ist also die Frage nach der ›Demokratie als Bauherr‹ im Kern eine Frage nach der Gestalt der Demokratie, die sich einerseits in der Gestalt des politischen Menschen überhaupt, andererseits in der strukturellen Grundlage der politischen Gemeinschaft darstellt...“
Hans Scharoun 1960 -
„...geistige Energie zielt auf eine natürliche, wesensgemäße, organische Ordnung, in Gang gesetzt und betrieben aus der schöpferischen Kraft des einzelnen und aus der Beachtung dessen, daß das Bauen Lebensvorgang bedeutet – mit den Aspekten des Geistigen, Wirtschaftlichen und Politischen, so daß die Aufgaben des Bauens jeden Menschen als geistiges, politisches Subjekt ebenso angehen, wie die Gesamtheit.“
Hans Scharoun 1960 -
„..Sie (Alvar Aalto) handeln nicht aus Opportunismus oder vorbestimmter Taktik. Und auch Ihre Vernunft erfüllt lediglich die Aufgabe der Kritik an den strukturellen Grundlagen, auf denen das Eigentliche – das Künstlerische und das Urbane – beruht. Fern aller Schlagworte und Ideologien, die heute als ›Urbanität‹ das Feld des Städtebaus beherrschen.“
Hans Scharoun 1963 -
„Der Bau der Philharmonie ordnet – wie in einer Landschaft – Musik in ihrer Wesenheit, das Musizieren einerseits und das gemeinschaftliche Musikerleben andererseits. Der Mensch erfährt die Größe des Objekts und gleichzeitig Intimität. Er bleibt der Gemeinschaft verbunden und fühlt sich dennoch als Individuum.“
Hans Scharoun 1965 -
„Das Wesentliche der Baukunst – wie der Kunst überhaupt – ist ja die Sinndeutung des Lebens der Menschheit und deren gestaltgewordenes Ergebnis. Dies von vielen Seiten aus anzupacken, ist die noch immer lebendige Aufgabe Europas.“
Hans Scharoun 1965
Sehr geehrte Damen und Herren,
zufällig bin ich auf Ihre Homepage gestoßen und möchte dazu einen kleinen Beitrag in Form eines Textes und von ein paar Fotos leisten.
In der Blessmannstrasse 24 haben mein Großvater, meine Großmutter, mit ihrem Sohn (mein Vater) und ihrer Tochter gewohnt. Meine Großeltern heirateten im Mai 1930, erwarben das Haus um diese Zeit und lebten darin. Die Tochter ist … Mitte der Fünfziger Jahre ausgezogen, mein Vater 1963… Noch [bis 1990] hat meine Großmutter alleine in dem Haus gewohnt.
Die vier Reihenhäuser … bilden den westlichen Abschluß der Straße. Hinter den Häusern erstrecken sich ihre
länglichen Gärten in nördlicher Richtung. Östlich der Zeile schließen sich Einzelhäuser an. Sie bestehen aus dem Erdgeschoß, dem Obergeschoß und dem teilweise ausgebauten Dachgeschoß, woran sich der Spitzboden anschließt. Hausnummern 24 und 26 sowie 20 und 22 spiegeln einander.
Vor jedem Haus führt ein Treppenaufgang (sechs Stufen) zum kleinem Plateau an der Eingangstür. [Es sieht so aus, als wären je zwei Türen da, doch in Wirklichkeit hat jede] Haustür ein spiegelgleiches [feststehendes] Seitenteil. Begleitet werden die Aufgänge von einem geschwungenen Geländer aus weißlackiertem Stahlrohr.
[Die Vorgärten an] den Treppenaufgängen sind bepflanzt und [von ca. 140 cm hohen] Trennmauern aus klassischen roten Ziegelsteinen [umgeben], die durch dunkle, hölzerne Garten- und Garagenpforten zur Straße hin unterbrochen sind. Der kleine Weg von der Gartenpforte bis zum Treppenaufgang ist mit groben Waschbetonplatten belegt.
Die Fassaden erscheinen in beigegestrichenem, negativem Rauputz. Die Reihenendhäuser haben jeweils seitliche Fenster; das [Erdgeschoß-]Fenster von Nr.26 wurde vor Jahren zugemauert. Das Dach ist (ursprünglich) mit roten Tonziegeln gedeckt; auf beiden Seiten des Daches sind Fenster/Gauben eingelassen.
Die Häuser Nr. 20 und 24 haben jeweils eine Garage im Untergeschoß, von der Bleßmannstraße über eine stark geneigte, zementierte Einfahrt zu erreichen. …nicht für Fahrzeuge moderner Art dimensioniert, werden sie heute nicht mehr für ihren Ursprungszweck verwendet. In den angrenzenden Kellerräumen befinden sich die Heizöltanks (2000 l), heute …teilweise entfernt, und die sog. Waschküche.
In den Kellerwänden zwischen den einzelnen Häusern befinden sich unverputzte, einfach gemauerte, ca. 1 m2 große Flächen, die mit leichtem Werkzeug durchschlagen werden konnten, falls Bewohner [bei einem Bombenangriff in den Keller geflüchtet, danach] nicht aus dem eigenen Haus [ins Freie] gelangen konnten. [So kämen sie] über ein unverschüttetes Nachbarhaus [doch heraus]. Die [Tore der] oben erwähnten Garagen waren während des Krieges vermauert.
Nach Betreten des Hauses gelangt man in einen sehr kleinen Garderobenraum/Windfang. Von diesem Windfang führt die Treppe in den Keller als auch ein schmaler Flur in den übrigen Teil des Erdgeschosses… Am Ende des Flures geht eine 270° gewendelte Holztreppe in die oberen Räume links ab. Geradeaus schließt sich die Küche mit einem hübschen Terrazzo-Boden an. Rechts … ist der Eingang zum Wohnzimmer [und] dahinterliegenden Eßzimmer, daß mit der links angrenzenden Küche über eine Durchreiche verbunden ist.
…Eine mit geschliffenem Waschbeton belegte Terrasse ist durch das Eßzimmer als auch durch die Küche begehbar und liegt eine Treppenstufe tiefer. Von der Terrasse führen ca. 5 Stufen zum Garten, d.h. einer Rasenfläche mit seitlichen bzw. umlaufenden Beeten. Links der [Garten-]Treppe (Blickrichtung Norden) steht die Teppichklopfstange, rechts führt eine Treppe in den Keller.
Auf der «halben Etage» [mit Blick] Richtung Blessmannstrasse … liegt das ursprünglich einzige Badezimmer des Hauses (Toilette, Badewanne, Waschbecken). Nach weiteren drei Stufen öffnet sich das zweite Stockwerk: …ein Zimmer in Richtung Bleßmannstrasse, das «Elternschlafzimmer» und ein weiteres Zimmer Richtung Garten.
Vom Elternschlafzimmer geht ein Balkon ab, der die darunterliegende Terrasse in der Tiefe hälftig deckt, aber über deren gesamte Breite verläuft.
Nach einer gleichverlaufenden Treppe wie der ersten eröffnet sich das Bodengeschoß mit Ausstellfenstern bzw. Gauben. Teilweise wurden die Dachböden als Ein-Zimmer-Wohnungen vermietet.
Am 20. September 1944 fand der grosse Fliegerangriff auf Bremerhaven statt … Die Häuserzeile wurde getroffen und zerstört. Wann der Wiederaufbau beendet wurde ist mir unbekannt, vermutlich jedoch vor 1950.
Bis etwa Ende der Neunziger Jahre haben die Eigentümer die Häuser im Sinne einer architektonischen Einheit gepflegt und instandgehalten. Seitdem befinden sich die Fronten, Terrassen und Gärten in einem jammervollen Zustand.
Die Fotos sind vom Mai 2023.