Schlageter-Forum, Düsseldorf

Wettbewerbsentwurf mit Thingstätte, Aufmarschplatz, Zeltplatz, Führerschule mit Versammlungssaal, Gemeinschaftshaus und anderen Einrichtungen.
Unter Einbeziehung des bestehenden Stadions (1926) und bestehenden Schlageter-Ehrenmals.

Bauplatz südlich Messegelände, Rotterdamer Str. (Rheinufer), Stockumer Kirchstr., Danziger Str.

Nicht verwirklicht.

(5) Kommentare zum Beitrag “Schlageter-Forum, Düsseldorf”

  1. STEFAN ENDELL 24.05.2018 10:27

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    wer eine Kultstätte für einen Märtyrer des aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland bauen wollte, musste selber dazu auch eine Haltung haben. Welche Haltung hatte Hans Scharoun zum NS ?

    Beste Grüße
    Stefan Endell
    (Enkel von Prof. Kurd Endell, der sich einst von Hans Scharoun in Berlin ein Haus in B-Wannsee bauen ließ).

  2. Dimitri Suchin 24.05.2018 23:28

    Sehr geehrter Herr Endell,
    Sie haben in der Tat eine hochinteressante Frage aufgeworfen.
    Wie stand ein jemand, der 1914 sich freiwillig meldete, von 1915 bis 1918 kriegszerschundene Heimat mit Kriegsgefangenen wiederaufbaute, von denen nachweislich viel lernte; der sich am Tannenberg beteiligte und an Bad Berka, Reichsehrenmalen des Ersten Weltkrieges; der als Kulturbolschewist diffamiert, von Gestapo durchsucht Mitglied der Reichskammer für bildende Künste war, der bis in die Kriegszeit hinein plante und baute; der, von Kommandanten Oberst Bersarin als Stadtrat des neuen Groß-Berlins eingesetzt, Entwürfe lieferte für Schönholz und Treptow, die großen Heldenhaine der Roten Armee — zum Nationalsozialismus?
    Um es kurz zu fassen — gar nicht.
    Wie stand er zur Ruhrbesetzung?— wir wissen es nicht.
    Natürlich war die sprichwörtliche „innere Emigration“ ins Reich der Architekturfantasien, bekannt aus vielen Biographien, nichts eine späte Ausrede, und auch nichteinmal seine. Er ging darauf gar nicht erst ein, seine Aufgabe war Bauen. Auch eine Lehraufgabe, an keinem anderen Haus als Haus Endell läßt sich dies ablesen: warum sollen wir nicht denken, daß auch das Schlageter-Forum ihm eine nicht uninteressante hochverwobene interdisziplinäre bauliche Aufgabe war?
    Gestattet sei eine Analogie mit Hans Bernhard Reichow, dem großen Mann der organischen Stadtbaukunst der jungen BRD, der Stadtlandschaft: angefangen hat die unter dem Titel „Ortsgruppe als Siedlungszelle“ und ganz anderen Vorzeichen.

  3. STEFAN ENDELL 29.06.2018 07:41

    Beklemmend zu sehen, dass große Künstler und wichtige Geistesgrößen ihr intellektuelles Talent und ihre Ästhetik ohne jede Reflexion, einzig auf der Suche nach Anerkennung, jeder hergelaufenen Diktatur gerne zur Verfügung stellen . . .

  4. Vladimír Šlapeta 14.01.2021 22:58

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    aus einem Brief von Aenne Scharoun an Lubomír Šlapeta vom 22.11.1934 geht hervor, dass dieser Wettbewerbsentwurf enstand im Sept.-Oktober 1934 /deadline appr. Anfang November 1934/. An diesem Entwurf arbeiteten Hermann Mattern, Herr Hirschfeld, dessen Tochter später in der Villa Schminke versteckt wurde, und 4 weitere Personen /wahrscheinlich Frau Hühnerfeld, möglicherweise am Anfang auch Lubomír Šlapeta, der aber schon am 9. Okt. Berlin verlassen musste/. Der Entwurf wurde im Wettbewerb nicht ausgezeichnet.

    Mit freundlichem Gruss
    Vladimír Šlapeta

  5. admin 14.01.2021 23:45

    Wieder ein interessanter Aspekt: der besagte „Herr Hirschfeld“ war der Bauhäusler Ludwig Hirschfeld-Mack (Frankfurt/Main 1893 – Sydney 1965). Auch seine Frau, Ellinor (auch Ellenor geschrieben, 1895-1953), war am Bauhaus. Ihre Tochter Ello Delugan-Hirschfeld lebte 1936-1942 im Hause Schminke, und es wird ein jeder in der Stadt gewußt haben: versteckt haben die Schminkes ihren Dauergast nicht.
    Hirschfeld-Mack war Jude. Seine Beweggründe, an diesem Wettbewerb mitzumachen, werden wir wohl nie erfahren.

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